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121513

(1981) Vom Gesichtspunkt der Phänomenologie, Den Haag, Nijhoff.

XIAΣMA Merleau-Ponty und Heidegger

Rudolf Boehm

pp. 191-215

Das griechische Wort χίασμα, die Gestalt des Buchstaben χ (etwa in einem Satzbau) bezeichnend, hat am Ende Merleau-Ponty selbst zum Schlüsselwort einer Verständigung und Auseinandersetzung mit Heidegger gewählt. Es ist gleichsam sein letztes Wort, und es ist eine Antwort auf die Fragen Heideggers, auf die er in seinen letzten Gedanken sich einließ. 1 Es verschlüsselt in eins seine letzte Auskunft über den Grund jener Zweideutigkeit, deren Begegnung standzuhalten sich ihm als der notwendige Sinn einer Phänomenologie der Wahrnehmung erschlossen hatte.2 Endlich aber könnte dieses Wort auch selber das Verhältnis nennen, in welchem Heideggers Gedanke und Merleau-Pontys Reflexion zueinander stünden. Xίασμα, das bedeutet nach den französischen Umschreibungen: entrelacs - Verflechtung, renversement - Um- wendung, Umschlag, Umsturz, réversibilité - Umkehrbarkeit: Bedeutungen, deren einen Sinn eben jene Chiffre des c anschaulich macht. Das Folgende ist der Versuch, darzustellen: wie erst unter einem von Heideggers Gedanken geleiteten Hinblick das, was Merleau-Pontys phänomenologische Betrachtungen vor Augen haben, in voller Schärfe sichtbar wird, wie aber auch jener Hinblick, auf dieses von Merleau-Ponty sichtbar Gemachte gelenkt, dem von Heidegger Gedachten seinerseits eine neue Deutlichkeit verleiht. "Und was es zu begreifen gilt", wie Merleau-Ponty in einem seiner letzten Sätze sagt, ist vermutlich auch hier, "daß von der einen zur anderen dieser Betrachtungsweisen nicht ein dialektischer Umschlag stattfindet, wir sie nicht zu vereinigen haben in einer Synthese: sie vielmehr zwei Ansichten einer Umkehrbarkeit sind, welche selber das letztlich Wahre ist."3

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-009-8228-4_11

Full citation:

Boehm, R. (1981). XIAΣMA Merleau-Ponty und Heidegger, in Vom Gesichtspunkt der Phänomenologie, Den Haag, Nijhoff, pp. 191-215.

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