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197921

(2019) Aufführen – Aufzeichnen – Anordnen, Dordrecht, Springer.

Vom Klecks zum Psychogramm

Der Rorschach-Formdeutversuch als Aufführungs- und Aufzeichnungsverfahren

Urs Germann

pp. 123-145

Der Rorschach-Klekstest gehört zu den bekanntesten und umstrittensten Psychotests des 20. Jahrhunderts. Geht man die klassische Rorschach-Literatur unter dem Gesichtspunkt des Aufführens durch, ergibt sich ein widersprüchliches Bild: werden auf der einen Seite die sorgfältige Inszenierung der Testsituation und die freie Interaktion zwischen Prüfer und Proband betont, dominiert auf der anderen Seite das Bild einer quasi-mechanischen Reproduktion von Persönlichkeitsmerkmalen mittels eines "neutralen" Testapparats. Ein ähnlich zwiespältiger Befund ergibt sich, wenn man den Prozess der Verrechnung der Testergebnisse betrachtet. Hier stehen sich Ansätze zur strengen Formalisierung und die Betonung der Intuition des Prüfers gegenüber. Der Beitrag rekonstruiert dieses epistemische Spannungsverhältnis als Effekt einer spezifischen Machttechnologie, bei der die Verfügungsgewalt des prüfenden Psychiaters einerseits der äußeren Kontrolle entzogen, andererseits selbst unsichtbar gemacht wird.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-20151-7_8

Full citation:

Germann, U. (2019)., Vom Klecks zum Psychogramm: Der Rorschach-Formdeutversuch als Aufführungs- und Aufzeichnungsverfahren, in M. Ankele, S. Ledebur & C. Kaiser (Hrsg.), Aufführen – Aufzeichnen – Anordnen, Dordrecht, Springer, pp. 123-145.

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