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215417

(1997) Einheit und Widerspruch I, Stuttgart, Metzler.

Die Übergangszeit der Renaissance

Hans Heinz Holz

pp. 70-88

Haben wir oben von einer Epochenschwelle gesprochen, die den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit darstellt und die — nach den Rändern hin unscharf und verschwimmend und nur in ihrem Zentrum genau zu erfassen — selbst nicht eindeutig zuzuordnen ist, so können wir jetzt die historische Epoche der Renaissance als eben diese Epochenschwelle bestimmen. Von Italien nach Norden wandernd, in den Städten und an den Fürstenhöfen früher und deutlicher ausgeprägt als auf dem Lande, fallen Entwicklung und Blüte der Renaissance zusammen mit der Entwicklung und der Blüte des Handelskapitals im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa. Abenteuerlicher Unternehmergeist und eine Phantasie, die sich gleicherweise auf geographische Entdeckungen wie auf technische Erfindungen und auf wissenschaftliche Durchdringung der Phänomene richtet, bestimmen den Charakter jugendlicher Unruhe und des Aufbruchs zu Neuem, der auch in der philosophischen Reflexion des Zeitalters spürbar wird. Ein Philosoph wie Ernst Bloch, der für dieses Element von Unruhe ein kongeniales Gespür hat, hebt darum die Bedeutung der Renaissance-Philosophie besonders hervor: »Das Zeitalter des Doktor Faust wurde philosophiegeschichtlich immer nur im Vorübergehen angesehen. Diese Zeit figuriert bloss als eine kleine Einleitung zur Hauptsache, zu Descartes, mit dessen Satz ›cogito ergo sum‹ angeblich die neuere Philosophie beginnt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03706-0_3

Full citation:

Holz, H.H. (1997). Die Übergangszeit der Renaissance, in Einheit und Widerspruch I, Stuttgart, Metzler, pp. 70-88.

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