Newsletter of Phenomenology

Keeping phenomenologists informed since May 2002

Repository | Book | Chapter

216305

(1994) Ästhetik, Stuttgart, Metzler.

Das Gesetz des Herzens

Shaftesbury, Hume und Burke

Terry Eagleton

pp. 32-72

Während in Deutschland die bürgerliche Klasse noch vom Adel unterjocht wurde, hatte sie in England bereits begonnen, die auch dort noch stark aristokratisch bestimmte Gesellschaftsordnung zu ihren Gunsten energisch umzugestalten. Die Führungsschicht der englischen Landbesitzer war insofern einzigartig in Europa, als sie schon seit langem eine im eigentlichen Sinn kapitalistische Klasse darstellte und bereits seit dem 16. Jahrhundert Erfahrungen mit Lohnarbeit und Warenproduktion gewonnen hatte. Sie hatte daher jenen Übergang von einer feudalen zur kapitalistischen Landwirtschaft in erheblichem Umfang vorweggenommen, den das preußische Junkertum erst nach seiner Niederlage in den Kriegen gegen Napoleon nur teilweise und mit hohen Risiken zustandebrachte. Als den zugleich unangefochtensten und reichsten Landbesitzern Europas gelang es den englischen Aristokraten in besonderem Maße, eine hohe kapitalistische Produktivität auf dem Land mit einer beneidenswerten kulturellen Solidarität und einer ungebrochenen Tradition zu verbinden. Aufgrund dieser ungewöhnlich günstigen Ausgangslage bot sich ihnen die Möglichkeit, ihre kapitalistische Entwicklung fortzusetzen und sie politisch durch die entsprechenden Institutionen abzusichern. Nach der Revolution von 1688 konnte die englische Handelsklasse mit der Börse und der Bank von England ihre eigenen ökonomischen Schlüsselinstitutionen eröffnen und die Vorherrschaft des Parlaments als der ihr angemessenen politischen Institution sicherstellen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03510-3_3

Full citation:

Eagleton, T. (1994). Das Gesetz des Herzens: Shaftesbury, Hume und Burke, in Ästhetik, Stuttgart, Metzler, pp. 32-72.

This document is unfortunately not available for download at the moment.