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217814

(2006) Kultur. Theorien der Gegenwart, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Michel Serres

Gärten, Hochgebirge, Ozeane der Kommunikation

Petra Gehring

pp. 471-480

Wer das Denken von Michel Serres auf der Landkarte der Wissenschaften einordnen will, wird Schwierigkeiten haben. Umso anschaulicher erscheint seine Person, nicht zuletzt, weil Serres oft selbst Erlebtes in seine Texte einarbeitet — und manchmal schreibt er als literarisches Ich. Serres wurde 1930 in der Kleinstadt Agen (Südwestfrankreich) geboren. Er studierte Mathematik und promovierte dann im Fach Philosophie an der Universität Clermont-Ferrand. Bevor Serres sich für die Universität entschied, fuhr er mehrere Jahre zur See. Seine theoretische Begrifflichkeit spielt mit dieser Erfahrung: Sie verwendet die Welt der Seefahrt wie überhaupt die Motive der Orientierung und des Reisens (auch des Sichbewegens durch Landschaften) als Rohmaterial — in ihrer Wortwahl, aber auch im Sinne eines philosophischen Programms. Weitere Quellen von Serres' Theoriesprache sind die Mathematik, der er ebenso häufig bildhafte Modelle entlehnt wie der mythologischen und literarischen Tradition Europas. Mit seinen Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte orientiert sich Serres zunächst an den Epistemologen Gaston Bachelard (1884-1962) und Georges Dumézil (1898-1986), entwickelt seit den 1960er Jahren aber zunehmend einen eigenen, unverwechselbaren Arbeitsstil. Dieser gleitet zwischen strukturalistischer Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsforschung und einer Art offener, historisch-philosophischer Kulturwissenschaft hinund her — wobei die Literatur, die Kunst und die Religionsgeschichte bewusst mit einbezogen sind. In der französischen Wissenschaftslandschaft und in den angelsächsischen "STS" (Science and Technology Studies) hat Michel Serres einen überaus prominenten Platz. Er lehrte in Clermont-Ferrand, Vincennes, an der Sorbonne sowie später auch an der Stanford University, Kalifornien. Seit 1991 ist Serres Mitglied der ehrenvollen Académie Française. Sein erstes Buch, Le système de Leibniz et ses modèles mathématiques, erschien 1968. Inzwischen umfasst Serres' Werk über vierzig Bücher und eine Fülle von Aufsätzen. In den letzten Jahren beschäftigte er sich unter anderem mit Editionsprojekten zur Geschichte des Wissens.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-90017-9_37

Full citation:

Gehring, P. (2006)., Michel Serres: Gärten, Hochgebirge, Ozeane der Kommunikation, in S. Moebius & D. Quadflieg (Hrsg.), Kultur. Theorien der Gegenwart, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 471-480.

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