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222756

(2018) Klopstock/Milton – Teleskopie der Moderne, Stuttgart, Metzler.

Milton's Counterplot Lycidas

Dekonstruktion und Trauerarbeit 1637

Anselm Haverkamp

pp. 184-197

John Miltons Lycidas, 193 Verse lang und 350 Jahre alt, wurde – wenn auch nicht unangefochten in seiner langen Geschichte – spätestens in diesem Jahrhundert zum berühmtesten englischen Gedicht. Wie jeder weiß, der auf eine englische Schule gegangen ist, wurde es aus Anlaß des frühen Todes eines ehemaligen Kommilitonen, eines gewissen Edward King, für ein dem Verstorbenen gewidmetes »memorial volume« geschrieben, Justa Edovardo King Naufrago, im englischen Teil Obsequies to the memorie of Mr. Edward King, Anno Dom. 1638. Lycidas ist das letzte und längste Stück der Sammlung, gezeichnet J. M., eines insgesamt nicht unüblichen Unternehmens an einem Ort wie Cambridge, bemerkenswert höchstens wegen dieses ungewöhnlichen Beitrags. In der Karriere Miltons bildet er den krönenden Schlußteil des Jugendwerks, den Ertrag langjähriger, zurückgezogener Studien, bevor der 29jährige Autor auf eine lange Reise geht und erst Jahrzehnte später nach wechselhafter politischer Betätigung zur Dichtkunst zurückkehrt, mit dem Alterswerk Paradise Lost, zuerst erschienen 1667. In der Ausgabe der Poems of Mr. John Milton von 1645 hält der Autor am Anlaß des Gedichts in einer »Headnote« fest: »In this Monody the Author bewails a learned Friend, unfortunately drown"d in his Passage from Chester on the Irish Seas, 1637. And by occasion foretells the ruine of our corrupted Clergy then in their height.« Wie man leicht sieht, ist an Edward King, dessen Name nicht mehr fällt, weniger gelegen als am Fall seines Todes, wie denn Milton verstärkt Gelegenheit nimmt, eine inzwischen gewachsene politische Nebenabsicht zu unterstreichen. Weniger von King, so die überwiegende Meinung der Forschung, als von Milton selbst handle Lycidas.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-04684-0_9

Full citation:

Haverkamp, A. (2018). Milton's Counterplot Lycidas: Dekonstruktion und Trauerarbeit 1637, in Klopstock/Milton – Teleskopie der Moderne, Stuttgart, Metzler, pp. 184-197.

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