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197766

(2000) Die Konstruktion von Feindbildern, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Zur Einführung

Bernhard Pörksen

pp. 15-18

Wer die Texte von Neonazis liest, hat mit fortlaufender Lektüre eine Art sprachkritisches Urerlebnis, das in einer doppelten Irritation besteht — einer Verletzung des moralischen Nervenkostüms und des eigenen Sprachgefühls. Was hier formuliert wird, ist gleichzeitig zweierlei: unmenschlich und ungewohnt. Es wirkt fremd, man stößt sich an seiner inhumanen Tendenz und erkennt im gemeinsprachlich Ungebräuchlichen die extremistische Weltsicht, die auf die Abwertung eines anderen zielt. Man bemerkt Wörter wie multikriminell, Schmarotzer und Parasit, Asylbetrüger und class="EmphasisTypeItalic ">Volkstod1. Man liest von einem bedrohten deutschen Haus, von Flammen und Feuer, heranwogenden Fluten und einer Invasion von Zuwandernden. Parolen tauchen auf, die da heißen: "Rassenhygiene ist Umweltschutz für das Volk!", "Integration ist Völkermord!" und: "Fegt ihn weg den roten Dreck!" Neonazis schreiben, man bedürfe des Schutzes vor fremdem Blut, um nicht in einem multirassischen Völkerbrei ausgelöscht zu werden; sie sehen sich einer Welt von Feinden gegenüber und einer allumfassenden Verschwörung ausgeliefert. Den Konspirateuren sei es gelungen, die historische Wahrheit zu verfälschen. Immer wieder ist in neonazistischen Texten die Rede von alliierten KZs, einem Massenmord an deutschen Kriegsgefangenen und einer beständigen Vergangenheitsvergewaltigung, einer Holocaustreligion, einer Gaskammer- und Auschwitz-Lüge.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-93544-1_1

Full citation:

Pörksen, B. (2000). Zur Einführung, in Die Konstruktion von Feindbildern, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 15-18.

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