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215510

(2015) Schlüsselwerke des Konstruktivismus, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Die Wiedergefundene Welt

Andreas Weber

pp. 291-308

Francisco J. Varela wird heute im deutschen Sprachraum vor allem als Koautor des Baumes der Erkenntniswahrgenommen, jenes gemeinsam mit Humberto R. Maturana verfassten Werkes, das die philosophische Position des Konstruktivismus aus einer biologischen Theorie herleitete und konstruktivistisches Denken mit hoher naturwissenschaftlicher Autorität etablierte. Es ist weit weniger bekannt, dass Varela selbst sich in seinen letzten zehn Lebensjahren von den Positionen, die er zusammen mit Maturana erobert hatte, nachdrücklich distanzierte. Für ihn war die Idee, dass jedes erkennende Subjekt in seinem Erkennen allein dessen Mechanismen explizierte, nicht aber die Situation des lebendigen Subjektes in der von ihm belebten Welt, weit über das Ziel hinausgeschossen, welches sich das konstruktivistische Paradigma gesetzt hatte: nämlich die naive Auffassung einer vom Beobachter unabhängigen Welt zu dekonstruieren. Die im Baum der Erkenntnis aus verschiedenen Perspektiven immer wieder propagierte Gegenposition zu diesem Repräsentationismus hatte die Problematik hin zu einem Solipsismus des Konstruktionsprozesses verschoben – es gab nun nur noch den Erkennenden, aber keine Welt mehr.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-19975-7_18

Full citation:

Weber, A. (2015)., Die Wiedergefundene Welt, in B. Pörksen (Hrsg.), Schlüsselwerke des Konstruktivismus, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 291-308.

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