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Die nachstehenden Ausführungen zur Graffiti- und Street-Art-Produktion1 im gegenwärtigen Serbien können als Beitrag zu Erforschung der Reproduktion des "banalen Nationalismus' (Billig 1995: 11) angesehen werden. In dieser Forschungsperspektive wird der Gebrauch von Alltagsmedien wie Flaggen, Hymnen, Liedern und Symbolen für die Sozialwissenschaften zum zentralen Beobachtungsgegenstand. Im Anschluss an die Schilderung des serbischen Anthropologen Ivan Čolović, wonach die Wahrnehmung von Politik in Serbien von der Anschauung geprägt ist, dass "narrative is the most suitable form for discourse on important national topics' (2002: 5), lasst sich zunächst auch eine besondere Bedeutung des Visuellen für die Politikwahrnehmung in Serbien vermuten. Dieser Vermutung steht jedoch die gegenteilige Auffassung gegenüber, dass Bilder und Vorstellungen die Politik auf dem Balkan keineswegs in höherem Maße beeinflussten wie in Zentraleuropa (Kolstø 2005: 1). Mit dem hier angedeuteten Widerstreit über die kulturelle Prägung der Politikwahrnehmung in Serbien korrespondiert eine bemerkenswerte Disharmonie unter sozialwissenschaftlichen Beobachtern in Bezug auf die Einschätzung des gegenwärtigen Status quo Serbiens. Während optimistischere Stimmen von einem "great shift" in der serbischen Politik sprechen und einen "new realism" registrieren, der für "rational reasoning, down-to-earthness, tolerance, moderation" steht (Spasić 2008: 90f.), insistieren pessimistischere Beobachter darauf, dass Serbiens "inability to take a realistic stand (…) are mirrored in all spheres: in the parliament, the government, the army, the church, and almost all institutions' (Biserko 2009: 82).

DOI: 10.1007/978-3-531-18971-0_35

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