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220358

(2017) Quanten – Evolution – Geist, Dordrecht, Springer.

Das soziokulturelle Apriori

Dirk Eidemüller

pp. 383-411

Bisher haben wir den von Konrad Lorenz aufgestellten Grundsatz, dass das ontogenetische Apriori der mentalen Strukturen ein phylogenetisches Aposteriori darstellt, nur in einer sehr allgemeinen Form benutzt. Dieser Satz besagt letztlich nichts anderes, als dass die grundlegenden geistigen Kategorien des Menschen nicht vom Himmel gefallen sind, sondern sich, wie seine körperlichen Charakteristika auch, in einem evolutionären Anpassungsprozess entwickelt haben. Die Gene liefern hier wie immer nur das Grundmaterial und die Informationen zur organismischen Entfaltung; entscheidend ist immer auch die Wechselwirkung mit der Außenwelt. Diese Hypothese ist gewissermaßen eine naturalistische Umdeutung des kantschen Apriori. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass menschliches Erkennen ein zirkelhafter Prozess ist, denn sie benutzt empirische Erkenntnisse aus der Biologie zur Erklärung der Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis. Gerhard Vollmer hat gegenüber Kritiken an dieser Formulierung wiederholt und schlüssig darauf hingewiesen, dass die einzige Möglichkeit, eine plausible Theorie der Erkenntnis aufzustellen, darin besteht, diesen Zirkel nicht als vitiösen Zirkel, als Fehlschluss zu deuten, sondern als plausible Beschreibung der Art und Weise, wie wir Menschen eben tatsächlich Erkenntnis erlangen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-662-49379-3_18

Full citation:

Eidemüller, D. (2017). Das soziokulturelle Apriori, in Quanten – Evolution – Geist, Dordrecht, Springer, pp. 383-411.

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