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(2019) Werte, Stuttgart, Metzler.
Mit den Testverfahren des Psychologen Hugo Münsterberg verschob sich die Quantifizierung des Menschen von der experimentellen Psychologie auf die Ökonomie. Münsterbergs Psychometrie war der Versuch, die Psychologie in den Dienst der Effizienzsteigerung und der Profitmaximierung zu stellen. Von der Beobachtung durch andere ist der Schritt zur Selbstbeobachtung nicht weit und führt geradewegs in eine Kultur des öffentlichen Bekennens, die durch die Entwicklung der modernen Kommunikationstechnik eine radikale Transformation erfahren hat. Aus den Interaktionen in den sozialen Medien beziehen viele Menschen einen Mehrwert, andere hingegen werden ausgeschlossen. Kap. 6 gibt einen Überblick über die Geschichte der Psychologie, die Werte in der Tradition naturwissenschaftlicher Erkenntnisbildung zunächst als Sammlung von Zahlen und Daten verstand. Psychische Vorgänge wurden von Psychologen wie Wundt im Sinne thermodynamischer Prozesse betrachtet. Naturgesetze waren hingegen durch ökonomisches Denken beeinflusst. Naturwissenschaftler wie Wilhelm Ostwald knüpften dabei ebenso an den Energiebegriff an wie Psychologen, darunter William James, Sigmund Freud und Alfred Adler. Der von Adler geprägte Begriff der "Minderwertigkeit" wird dann bei Erich Fromm gegen die kapitalistische Kultur des Konsums gerichtet, wo Werte durch Güter, nicht durch Sozialformen und Fragen des inneren, existenziellen Befindens bestimmt würden.
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-476-04835-6_6
Full citation:
Zeller, C. (2019). Im Labor der Seele: Mehrwert und Minderwertigkeit, in Werte, Stuttgart, Metzler, pp. 207-249.
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